Zwickau: Neuartige „Olympiatabellen“ getestet

Die Urkunden beim Herbstschwimmfest des Schwimmvereins Zwickau von 1904 erregten bei den Athleten mehr Aufmerksamkeit als gewöhnlich. Bei vielen Sportlern befand sich darauf ein zusätzlicher Stempelaufdruck. „Diese Leistung hätte bei den Olympischen Spielen … den … Platz erbracht“, war darauf zu lesen. Der 17-jährige Zwickauer Jeremy Kunz, der am Landesstützpunkt Chemnitz trainiert, hätte mit seiner Leistung über 200m Freistil in 1:54,54 min bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko die Goldmedaille gewonnen. Damit war er um 8 Zehntel schneller als Mike Wenden (Australien), der damals mit 6 Zehntel vor dem US-Amerikaner Donald Schollander Olympiasieger wurde.

Ideengeber für die Aktion war der Vorsitzende der Zwickauer DOG Stadtgruppe Werner Beuschel. Unter dem Motto „Mit Olympioniken der Vergangenheit auf Augenhöhe“ sieht er seine „Olympiatabellen“ vor allem als Motivationsbereicherung aber auch als Werbung für die olympische Bewegung.

Die Idee für solche interessanten Vergleiche hatte Werner Beuschel aus eigenen Erlebnissen als aktiver Schwimmer in jungen Jahren. „Wie viele andere Sportler auch, habe ich in olympischen Statistiken nachgeschaut, was meine Bestleistung so wert war.“ Umgesetzt hatte er die Idee als damaliger Sporthistoriker schon vor dreißig Jahren bei Wettkämpfen in Chemnitz. „Es war schon damals sehr gut angekommen“, meinte der nunmehrige Rentner. Wegen eines Berufswechsels hatte er die Idee jedoch nicht weiterverfolgt.

Für Disziplinen einer Sportart mit metrisch messbaren Ergebnissen, wie Schwimmen, wird eine „Olympiatabelle“ angefertigt. In dieser sind die Medaillenplätze aller bisherigen Olympischen Spiele nach Kriterien aufgelistet. Aus der Tabelle ist schnell ablesbar, bei welchen Olympischen Spielen ein Sportler mit seiner Wettkampfleistung einen der ersten drei Plätze errungen hätte. Sportler, die in diesen Bereich vorgedrungen sind, erhalten die Information auf ihrer Wettkampfurkunde. Beim Zwickauer Wettkampf, wo Werner Beuschel mit Tabellen, Stempel und Stift selbst am Protokolltisch saß, hatte die DOG-Stadtgruppe für die beiden Sportler (männlich/weiblich), welche innerhalb eines Wettkampfes mit ihrer Leistung am nächsten an die Gegenwart herankamen, Pokale gestiftet. Diese gingen an den schon erwähnten Jeremy Kunz sowie an die beim SC Chemnitz 1892 trainierende Lea Charline Ronneburger. Sie hatte ebenfalls über 200m Freistil mit 2:09,42 min die Olympiasiegerleistung von Deborah Meyer (USA) aus dem Jahre 1968 unterboten. In der Ausschreibung weist Werner Beuschel darauf hin, dass die Olympiatabellen im Sinne der Zielstellung keine Konkurrenz zu den im Schwimmen üblichen Punktabellen darstellen sollen. Da sich im Laufe der Jahrzehnte Sportstätten, -geräte, -kleidung, Trainingslehre und Regeln meist zugunsten einer Verbesserung der Leistungen verändert haben, ist die Vergleichbarkeit der Ergebnisse nur annähernd gegeben. Es dominiert die motivierende Seite.

Die Veranstalter des Zwickauer Herbstschwimmfestes waren über die positive Resonanz bei den Sportlern überrascht. Die Urkunden hätten bei den Schwimmerinnen und Schwimmern für viel Gesprächsstoff gesorgt. Der Wunsch nach Wiederholung ist schon ausgesprochen worden. Die Zwickauer Lokalzeitung hatte ausführlich über diese gelungene Aktion berichtet.